Ille Oelhaf

»Dunkles Licht«

Andere Schwerpunkte könnten, sollten…. Dunkles Licht. Lichtes Dunkel. Illumination einer Welt, die sich anders erzählt als im hellen Licht bei Tag. Raum für Spekulationen, Entdeckungen, Illusionen, Phantasien, Träume. Eine jenseitige Existenz, in der sich die reale spiegeln und interpretieren lässt.

Man sieht sich um und macht Entdeckungen – gerade im wohlbekannten, visuell scheinbar vertrauten Umfeld. Das sensibilisiert die Wahrnehmung auch für unterwegs – der Blick auf den Monitor der Digitalkamera offenbart Erstaunliches: Licht! Helligkeit flutet das Display. Mehr Licht als das menschliche Auge wahrnimmt.

Die Digitalität scheint über all ihre sozialen und kulturellen Praktiken hinaus sehr hellsichtig. Das ermöglicht, auch in der dunklen Nacht zu fotografieren – eben das dunkle Licht zu entdecken: in der Stadt, in der Landschaft, in der unmittelbaren, persönlichen Umgebung.

Das dunkle Licht macht die Welt anders und verändert sichtbar. Viel Überraschendes, auch Geheimnisvolles taucht auf und lässt staunen. Es geht um Stimmungen und Atmosphäre – nicht um Dokumentation. Das Dunkle, ein anderes Sensorium entfaltet sich. Gewissheiten sind bedroht. Erkenntnisse dämmern und verschwinden wieder.

Andere Schwerpunkte könnten, sollten gesetzt werden. Eine Zeit des Umbruchs, ein lastender Schwebezustand unbestimmter, manchmal konkreter Erkenntnis oder Bedrohung. Die Erinnerung daran, dass das Leben, das alltägliche Umfeld und die persönliche Verfasstheit allzu selbstverständlich hingenommen worden sind.