Details
Name
Patrick Pollmeier
Ort/Location
Schauraum
0.0 THEORY OF EVERYTHING
Mit einem Blick zurück lässt sich die Ursache für eine Wirkung feststellen, aus dessen Kombination eine Prognose für die Zukunft entstehen kann. Dabei ist dieses Prinzip so grundlegend, dass wir es unmittelbar nach dem Eintritt ins Leben direkt internalisieren. Doch früher oder später entsteht der Eindruck, dass mit Aneinanderreihung an Aneinanderreihung von Kausalketten eine unendliche Reihe zu entstehen droht. Blickt man optimistischer auf diese Verkettung, so glaubt man an einen Ausgangspunkt. Ohne zu wissen, ob es diesen wirklich gibt oder wie dieser aussieht, hat man ihm platzhalterisch schon mal einen Namen gegeben. Hoffnungsvoll wird seither mit Theorien gepuzzelt, um der Weltformel einen Schritt näher zu kommen. Die Arbeit »0.0 THEORY OF EVERYTHING« macht dabei ein eigenes Puzzle auf und beleuchtet verschiedene Thematiken in einzelnen Kapiteln, um diese übergeordnet miteinander zusammenzuführen.
0.1 LIGHTS ALL ASKEW IN THE HEAVENS
titelt die New York Times 1919 und katapultiert Albert Einstein damit auf den Olymp der theoretischen Physik. Einsteins Relativitätstheorie ist zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Jahre alt. Doch genau so lange musste sich der querdenkende Wissenschaftler gedulden, ehe sein Gedankenexperiment durch zwei Fotografien bestätigt wird. Was seine Theorie bedeutet, das weiß jedoch kaum jemand. Die Fotografie, die Einsteins Idee aus der Welt der Theorie in die Realität überführte, kann hier erneut helfen ein Verständnis zu schaffen. Die Relativitätstheorie beschreibt die Welt anders, als wir sie erleben. Sie wirft einen völlig neuen Blick auf unsere Welt und bringt das klassische Gefüge der Physik durcheinander. Fällt bei Newton der Apfel noch auf geradem Weg vom Baum auf den Boden, so sieht er sich in Einsteins Welt der Krümmung des Raums und schwarzen Löchern ausgesetzt. Einsteins besondere Leistung liegt in seiner Bereitschaft, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, selbst wenn das bedeutet, sicher geglaubte Konstanten aufzulösen; und nicht in der mathematischen Ausarbeitung dieser Theorie.
0.2 CALCULEMUS
Der Schüler, der sich in der Deutschstunde noch mit dem Lehrer darüber streitet, in wie weit Goethes Gedichte romantisch seien, sieht sich im Matheunterricht anderen Vorzeichen ausgesetzt. Die Eindeutigkeit der Mathematik gibt ihm die Möglichkeit formal zu argumentieren. Hierarchien werden aufgelöst. Obwohl Uneinigkeit darüber herrscht, ob die Mathematik gefunden oder erfunden wurde, zählen wir das Rechnen mit Zahlen zu unseren bedeutendsten Errungenschaften. Die Mathematik als Sprache der Wissenschaften lässt uns komplexe Verhältnisse mit wenigen Zeichen darstellen. Sie ist zugleich so einfach und konsequent, dass wir einem mit Halbleitern gefüllten Kasten beibringen können sie zu benutzen, wiederum aber auch so komplex, dass wir ohne technische Unterstützung nur einen Bruchteil ihrer Kraft nutzen könnten. So lassen sich Voraussagen treffen, welchen wir so stark vertrauen, dass wir unser Leben nach ihnen ausrichten.
0.3 COMMON ANCESTOR
Der Blick auf die Evolutionstheorie fällt dem Betrachter leicht, so findet er sich am Ende thronend in der Baumkrone sitzend. Mit dem Blick nach unten, richtet er gleichzeitig den Blick in die Vergangenheit. Unter ihm haben sich die unterschiedlichen Spezies versammelt und geordnet in einer Reihe aufgestellt. Vorbei an Primaten und Kaltblütern schweift der Blick weiter Richtung Grund, der die Sicht auf die weiterzurückliegende Vergangenheit versperrt. Die bis hierhin leicht zu überblickende Verästelung kehrt sich hier um in ein wirres Netz aus Wurzeln, die man erst nach kurzem Garben mit den Händen finden kann. Der Suchende vermutet hinter einer dieser Wurzelstränge den direkten Weg zum Ursprung und fokussiert seinen Blick auf die Verfolgung jenes Strangs ohne den Blick zu erheben, um nach weiteren Bäumen Ausschau zu halten. Die Evolutionstheorie ersetzt mit Hilfe der Wissenschaft die zuvor religiös motivierte Antwort auf die Frage nach unserer Herkunft. Rückwärtsgewand ordnet sie unsere Welt, um die Frage nach dem Wohin? mit der Frage nach dem Woher? zu beantworten.