Details
Name
Lucia Sotnikova und David Mackaay
Ort/Location
INTeF - Institut für Neue Technische Form
»OSIP«
Sotnikova fertigte ein Glasobjekt in charakteristischer Emoji-Form des Smileys an. Dieses Unikat, welches sie direkt auf das Fotopapier legte und es in unterschiedlichen Winkeln und Stärken beleuchtete, ließ sehr unterschiedlich anmutende Fotogramme, ebenfalls Unikate, eines Glas-Emoji entstehen. Die freundlich motivierende Intention des »Smileys« verkehrt sich mitunter zu einem böse und gruselig grinsendem Horrorgesicht, was an den weit aufgerissenen Augen und Mündern liegt, aber auch an den wellenförmigen Lichteffekten. »Die Eulen sind nicht das, was sie scheinen« schreit uns das Fotopapier zu. Ein Fingerzeig auf David Lynchs »Twin Peaks« wie in Platons Höhle, denn was sehen wir wirklich? Das immer gleiche Objekt steht sachlich kühl und farblos vor Augen und öffnet sich zugleich in sehr unterschiedliche und stark subjektiv gefärbte Interpretationen.
Insofern haben die charakterspezifischen Rahmen, die die Fotogramme fassen, über den doppelten Unikatanspruch hinaus eine spezielle Funktion. Sie wirken überladen und manieriert, verspielt und rokokohaft, zugleich bruchstückhaft, Fragmente aus einer alten wie futuristischen Epoche. David Mackaay hat diese in einem klassischen Schnitzverfahren aufwändig gefertigt.
Er verwendet die barocke Ästhetik als Gegenposition zum Minimalismus, als ein Propagandainstrument mit vielfältigen Ausprägungen, ausgehend von Narrationen und über die üppige Raumfülle wieder in Sprache zurückführend. Die bizarr anmutenden skulpturalen Rahmen sind ein Signifikant traditioneller Dekoration – »barocco« stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und meint »unregelmäßige, schiefrunde Perle,« – und sie versprühen wie Feuer eine Energie zwischen Bildraum und Wandfläche, Bildfläche und Ausstellungsraum. Ein Rahmen mit einer harten Kante.
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Gregor Jansen